Gute oder schlechte Gentechnik, das ist hier die Frage
Die Gentechnik hat einen schlechten Ruf. In erster Linie wird damit ein Eingriff in die natürlichen Gegebenheiten assoziiert. Doch was ist Gentechnik überhaupt, und hat sie zu Recht einen so schlechten Ruf? Wir haben versucht, uns das Thema mal von beiden Seiten anzuschauen.
Um die Gentechnik in vollem Umfang zu verstehen, müssen wir einen kleinen Exkurs in die Biologie machen.
Gene sind bestimmte Nukleotid-Sequenzen in unserer DNA, oder besser gesagt, der DNA (fast) aller Lebewesen. Stark vereinfacht gesagt, besteht die DNA aus einem Rückgrat und einer bunten Mischung aus vier verschiedenen Nukleotiden. Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Je nach Reihenfolge dieser Nukleotide, wird schließlich ein anderes Gen exprimiert (Genexpression beschreibt, wie die Information eines Gens zum Ausdruck kommt und in Erscheinung tritt).
Durch die Entdeckung, dass dieser genetische Code universell auf (fast) alle Lebewesen passt, wurde die genetische Veränderung bei unterschiedlichen Organismen überhaupt möglich.
Gentechnik ermöglicht es also, Gene eines Organismus, in den genetischen Code eines anderen zu verschieben.
Dabei wird zwischen der Nutzung in der Medizin (rote Gentechnik), in der Industrie einschließlich der Lebensmittelbranche (weiße Gentechnik) und der Landwirtschaft (grüne Gentechnik) unterschieden.
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Warum sollte ein Organismus überhaupt gentechnisch verändert werden?
Eine gentechnische Veränderung ist in den Köpfen vieler Menschen negativ konnotiert. Dabei gibt es schon seit Jahrzehnten Bereiche, in denen Gentechnik gar nicht mehr wegzudenken ist.
Ein gutes Beispiel ist hier die Herstellung von Humaninsulin. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um einen körpereigenen Stoff des Menschen. Diesen industriell herzustellen, wäre also schwierig.
Das Gen für die Herstellung von Humaninsulin konnte allerdings in ein Bakterium eingebracht und erfolgreich exprimiert werden. So kann Insulin in industriellem Maßstab produziert werden. Auch Vitamine und Impfstoffe werden mithilfe dieser Methoden hergestellt.
Der für uns als Verbraucher*innen relevanteste Teil der Gentechnik ist die grüne Gentechnik.
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Die grüne Gentechnik wird fast ausschließlich in der Landwirtschaft und der Pflanzenzucht eingesetzt. Aktuell sind es hauptsächlich Pflanzen, die resistent gegen Insekten, Herbiziden oder tolerant gegenüber Dürren sind. So können die Pflanzen auch in Regionen angebaut werden, in denen durch veränderte Klimabedingungen sonst nur noch wenig wächst.
Global gesehen werden aktuell ca. 13 % der weltweiten Anbaufläche zum Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) genutzt. Ein Großteil davon wird in den USA angebaut.
In der EU gibt es aktuell nur zwei Staaten, die GVOs anbauen, Portugal und Spanien. Außerdem ist derzeit nur eine gentechnisch veränderte Pflanze zum Anbau zugelassen. Dabei handelt es sich um eine Mais-Sorte, die ein Gen des Bodenbakteriums Bacillus thurigiensis enthält. Der Mais kann somit einen insektiziden Stoff bilden und ist so in der Lage einen Schädling abzutöten, bevor dieser Fraßschäden anrichten kann.
Ist Gentechnik jetzt gut oder schlecht?
Wie so vieles, lässt auch diese Frage sich nicht ganz einfach beantworten. Um es wenigstens etwas einfacher zu machen, haben wir es als Pro & Contra Liste zusammengefasst!
Pro:
- Entwicklung neuer Medikamente
Durch die genetische Veränderung von Mikroorganismen konnten bereits viele Impfstoffe und Arzneimittel hergestellt werden. Gerade Impfstoffe werden häufig in Hühnerembryonen produziert. Durch gentechnisch veränderte Mikroorganismen, könnte sowas bald der Vergangenheit angehören.
- Schonung von Ressourcen
Gentechnisch veränderte Organismen können dazu genutzt werden natürliche Rohstoffe zu schonen, oder ursprüngliche Produktionsverfahren umweltfreundlicher zu gestalten (z.B. die Herstellung von Zitronensäure durch den Schimmelpilz Aspergillus niger anstelle der Gewinnung durch Zitrusfrüchte oder die Waschung einer stone-washed Jeans, welche mittlerweile durch Enzyme und nicht mehr per Hand mit Bimsstein erwirkt wird).
- Sauberere Produktionsabläufe
Ob in Abwasser oder Abluft, auch hier werden eine Vielzahl an gentechnisch veränderten Organismen eingesetzt. Diese ernähren sich von den für uns schädlichen Stoffen und bereiten so Luft und Wasser wieder auf.
- Gezielte Pflanzenzucht
Pflanzen, welche gentechnisch verändert sind, lassen sich effektiver und genauer an den Standort anpassen. So lassen sich problematische Wachstumsbedingungen wie Dürre oder Fluten eindämmen.
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Contra:
- Resistenzbildungen
Sowohl Unkräuter als auch Schädlinge entwickeln Resistenzen gegen die gentechnisch veränderten Pflanzen bzw. deren Modifikationen (Pestizide, Insektizide). Saatgut-Hersteller reagieren darauf mit der Entwicklung neuer Sorten. So kann es zu einem “Wettrüsten” auf dem Acker und schließlich zu “Super-Unkräutern” oder “Super-Schädlingen” kommen. Diese machen dann aber auch konventionellen Landwirt*innen und Gärtner*innen Probleme.
- Fremdschädigung
Die durch gentechnische Veränderungen eingebrachten Insektizide in Pflanzen töten nicht nur die Schädlinge, sondern können auch Insekten und andere Tiere betreffen.
- Eindringen in natürliche Lebensräume
Pflanzen lassen sich nur schwer etwas verbieten. Schafft es ein gentechnisch veränderter Organismus in einen natürlichen Lebensraum, kann das schwerwiegende Folgen haben. Oftmals sind GVOs robuster als ihre natürlichen Verwandten und können diese so verdrängen. So kann es zur Reduktion der Biodiversität und der Artenvielfalt kommen.
- Abhängigkeit von Saatgut-Herstellern
Gentechnisch verändertes Saatgut ist meist mit einem Patentschutz versehen. Landwirt*innen müssen also das Saatgut jedes Jahr erneut beim Hersteller kaufen. Haben sich Unkräuter und Schädlinge angepasst, muss die nächste Neuentwicklung gekauft werden.
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Fazit:
Die wichtige Rolle von Gentechnik in Medizin und Biotechnologie ist nicht von der Hand zu weisen. Auch in Zukunft sind hier große Fortschritte und Entwicklungen zu erwarten. Von den im Labor oder im Produktionsablauf verwendeten GVOs geht keine Gefahr aus, solange sie nicht in die Umwelt gelangen.
Die grüne Gentechnik steht aktuell in keinem so guten Licht, zu groß ist das wirtschaftliche Interesse großer Konzerne, zu klein der effektive Nutzen für Endverbraucher*innen. Doch auch hier gibt es Hoffnung. Grundlegend ist eine Forschung hinsichtlich ertragreicherer und robusterer Pflanzen wünschenswert. Gerade in den nächsten Jahren wird die Anbaufläche zunehmend knapp und die Anbaubedingungen zunehmend prekär.
Risiken und Nebenwirkungen für den menschlichen Körper durch den Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln konnten noch nicht festgestellt werden.
Es muss also eine offene und aufgeklärte Forschung betrieben werden, die nicht unter der Obhut von riesigen Wirtschaftsunternehmen steht. So kann die Gentechnik zu einem Wunderwerk der Biotechnologie werden und in Zukunft helfen, viele Probleme zu lösen. Natürlich nur dort, wo Mensch und Umwelt sie auch braucht.
Quellen:
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Dr. Bärbel Hüsing, D. (2017, October 04). Dossier Bioethik. Retrieved December 11, 2020, from https://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/33741/weisse-gentechnik
Pflanzenforschung.de, 2. (n.d.). Was ist Grüne Gentechnik? Retrieved December 11, 2020, from https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/was-ist-gruene-gentechnik-11019
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Antoine.Couturier, & Swissaid. (n.d.). „Grüne" Gentechnik – Was bringt die Zukunft?: Natur + Arten. Retrieved December 11, 2020, from https://reset.org/knowledge/gruene-gentechnik-%E2%80%93-was-bringt-die-zukunft