Wie machen sich Unternehmen klimaneutral?

6. Sep. 2023

Die Bundesregierung hatte für 2020 große Klimaziele. Die Treibhausgasemissionen sollten im Vergleich zu 1990 um 40 % gesenkt werden. Dank der Pandemie wurden diese Ziele aller Voraussicht nach sogar erreicht. Hätte es jedoch SARS-CoV-2 nicht gegeben, so wäre Deutschland wahrscheinlich weit vor dem Ziel gescheitert. Wieso eine Pandemie für Probleme wie den Klimawandel sowieso keine langfristige Lösung wäre, erfahrt ihr hier.

Dies liegt unter anderem daran, dass Konzerne ihre Emissionen nicht ausreichend reduziert haben, und das zieht vor allem die Wirtschaft in die Verantwortung.
Sie muss einen höheren Beitrag zum Klimaschutz leisten und ist darauf eigentlich nicht vorbereitet.

Zu Themen wie Klima und Umweltschutz will sie sich aber selbstverständlich trotzdem gut stellen. Deshalb erleben Klimaschutzagenturen in den letzten Jahren eine enorme Nachfrage nach Klimaschutzprojekten und CSR-Kampagnen (Corporate Social Responsibility-Kampagnen).

Wie der Klimawandel die Erde bedroht
Der Klimawandel wird ein immer größeres Problem für die Menschheit und die Erde. Was dabei alles zusammenspielt, erfahrt ihr hier:

Doch wie kommuniziert ein Unternehmen den Willen für Klimaschutz glaubwürdig?

Mit Greenwashing funktioniert es oft nicht. Dabei handelt es sich um eine Marketingstrategie, die Produkte nachhaltiger wirken lässt, als sie sind. Hierzu wird oft zu grünen oder braunen Verpackungen gegriffen, da die Verbraucher*innen damit etwas Naturnahes verbinden.

Die Zukunft verlangt messbare Resultate anstatt aufgeblasener Versprechen. So hat sich der Daimler-Konzern vorgenommen bis 2039 die Neuwagenproduktion CO²-neutral zu machen, Volkswagen will bis 2050 ein Klimaneutrales Unternehmen werden. Ob diese Ziele erreicht werden, steht noch aus.

Auch Online-Händler und Versandunternehmen setzen immer mehr auf die Grüne Karte. So sieht man in vielen Großstädten bereits Paketzusteller*innen auf E-Bikes durch die Straßen sausen.

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Wie wird ein Konzern jetzt aber klimaneutral?

In jedem Unternehmen entstehen unweigerlich klimaschädliche Emissionen. Der Einsatz von Energie, Materialien, der Arbeitsweg der Mitarbeiter*innen oder Geschäftsreisen sind typische CO²-Quellen von Firmen. Alleine dadurch entstehen mehrere hundert Tonnen CO²-Emission im Jahr.

Klimaneutral ist ein Unternehmen dann, wenn die Menge an klimaschädlichen Gasen durch die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen nicht steigt.

Wie also soll es funktionieren, wenn ein Unternehmen davon spricht, klimaneutral zu sein?

Über sogenannte Ausgleichsprojekte. Das produzierte CO² wird an anderer Stelle ausgeglichen. Beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen oder das Errichten von Solar-Anlagen.
Selbstverständlich sind viele Unternehmen auch bemüht die tatsächlichen CO²-Emissionen, die am Werksstandort auftreten zu senken.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen produziert Schuhe. Dabei fallen während Produktion, Lagerung und Vertrieb Klimagase wie z.B. CO² an. Um die Schuhe als “klimaneutral” verkaufen zu dürfen, müssen die Klimagase aber auf null reduziert werden. Hier hat das Unternehmen zwei Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: Die Klimaschädlichen Gase werden nicht am Ort der Entstehung, sondern irgendwo anders in der Welt, wo es billiger ist als hier, in gleicher Menge reduziert. Dies wird dann als Kompensation bezeichnet.  
Das Unternehmen zahlt nun Geld an eine Organisation, welche dem Schuh-Hersteller dafür wiederum ein Zertifikat ausstellt, welches besagt, dass die Emissionen kompensiert wurden. Die Organisation nimmt das Geld, um Klimaschutzprojekte zumeist in Schwellen- und Entwicklungsländern zu finanzieren.

Möglichkeit 2:  Der Schuh-Hersteller passt seine Prozesse an und nutzt z.B. klimafreundliche Rohstoffe und Öko-Strom. Auch der Vertrieb kann klimafreundlicher gestaltet werden.

Durch beide Varianten gelangt im Endeffekt weniger CO² in die Atmosphäre. Also ist es doch eigentlich egal, für welche sich das Unternehmen entscheidet, oder?  
Nicht so ganz. Der Erwerb von Klimazertifikaten und die damit einhergehende Kompensation sind tolle Werkzeuge, jedoch unserer Meinung nach ein Schritt in die falsche Richtung. Es verzögert die Entwicklung dringend notwendiger CO²-freier Produkte und könnte für Unternehmen eine Art Ablassbrief sein.

Aktuell ist der Erwerb von Klimazertifikaten jedoch ein guter Weg, die Emissionen zu reduzieren.

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Wie setzt ein Unternehmen solch ein Vorhaben aber um?

Um einen Klimaschutzplan zu erarbeiten, gilt es zunächst, die Ist-Situation bestimmen.  
Wie viel CO² produziert mein Unternehmen aktuell, also wie groß ist mein CO² Fußabdruck?

Danach sollten die vermeidbaren Emissionen ermittelt und reduziert werden. Dies geht beispielsweise durch den Wechsel auf Öko-Strom, Videokonferenzen anstelle von Geschäftsreisen, Job-Tickets oder Betriebsfahrräder für Mitarbeiter*innen oder regionalere Produkte beim Catering. All das kann schon zu großen Einsparungen führen.

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Zuletzt geht es darum, die unvermeidbaren Emissionen auszugleichen, die trotz aller nachhaltigen Maßnahmen anfallen.  
Dies geschieht durch Klimaschutzprojekte. Diese können beim jeweiligen Klimaschutzpartner ausgewählt und unterstützt werden.  
Jedes Projekt hat ein genau definiertes CO²-Volumen, welches dann als Ausgleich für die Firmeneigenen Emissionen verrechnet werden kann. Ein großes Aufforstungsprojekt bringt so beispielsweise 145.000 Tonnen CO²-Ausgleich mit sich.
Durch das Unterstützen dieser Projekte erhält ein Konzern schließlich ein geprüftes Zertifikat. Erst mit einem solchen darf sich ein Unternehmen als klimaneutral bezeichnen.


Wenn auch der Begriff „klimaneutral“ häufiger verwendet wird, von einer Umstellung auf eine klimafreundliche Wirtschaftsweise in Unternehmen kann noch nicht gesprochen werden. Der Trend geht zur Kompensation.
Unternehmen müssen langfristiger denken. Doch auch die Politik muss z.B. durch Förderung innovativer Verfahren Anreize schaffen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Gäbe es z.B. eine Art Klimaabgabe für den Ausstoß von CO2, hätten alle den Anreiz, möglichst wenig davon in die Atmosphäre zu geben.

Quellen:

Jochen G. Fuchs. Product Owner plentySHOP. Reist…, & A.k.a der E-Fuchs. Handelserfahrener Wirtschaftsjournalist. Product Owner plentySHOP. Reist…. (2019, September 20). Ratgeber Klimawandel: Wie Onlinehändler klimaneutral werden. Retrieved January 01, 2021, from https://t3n.de/news/klimaneutral-klimawandel-oekobilanz-e-commerce-onlinehandel-1169520/
Klimaneutral – was bedeutet das eigentlich? (n.d.). Retrieved January 01, 2021, from https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/klimaneutral-was-bedeutet-das-eigentlich/
Klimaneutrales Unternehmen - Mit Nachhaltigkeit zum Geschäftserfolg. (2020, October 20). Retrieved January 01, 2021, from https://www.firstclimate.com/co2-kompensation/klimaneutrales-unternehmen-mit-nachhaltigkeit-zum-geschaeftserfolg/
NatureOffice GmbH. (n.d.). Retrieved January 01, 2021, from https://www.natureoffice.com/unsere-leistungen/klimaneutrale-unternehmen
So kommunizieren Firmen richtig zum Klimaschutz. (2019, November 22). Retrieved January 01, 2021, from https://www.pressesprecher.com/nachrichten/so-kommunizieren-firmen-richtig-zum-klimaschutz-917131398

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Tillmann Stickler

Wort-Jongleur mit dem Anspruch euch wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Artikel über den Planeten Erde, Landwirtschaft und Ernährung zu präsentieren.