Der Nutri-Score - die Ampel für gesunden Genuss?
Wie gesund sind eigentlich Fertiggerichte? Macht es gesundheitlich einen Unterschied, ob ich die Gemüsepfanne oder die Fleischvariante kaufe?
Diese Fragen sind jetzt schnell und einfach zu klären, möglich macht es der Nutri-Score.
Beim Nutri-Score handelt es sich um ein (in Deutschland) neues Label im Ampelformat. Das Label soll es Verbraucher*innen ermöglichen, schnell und einfach zu erkennen, wie gesund ein Lebensmittel innerhalb einer bestimmten Kategorie ist. Dabei werden die zu vermeidenden Nährstoffe wie Zucker, gesättigte Fette und Salz gegen die "gesunden" Nährstoffe aufgewogen und nach einem einfachen Punkteprinzip ausgezählt. Es werden also positive wie negative Punkte gesammelt, die schließlich voneinander abgezogen werden. Das Ergebnis wird dann durch eine Tabelle in den Nutri-Score umgewandelt. So kann auf den ersten Blick ein gesundes von einem ungesunden Produkt unterschieden werden, sofern sie in der gleichen Kategorie liegen.
Woher kommt der Nutri-Score?
Wem diese "Ampel" schon bekannt vorkam, liegt gar nicht falsch. Der Nutri-Score wurde bereits 2017 von einem französischen Institut entwickelt und kommt dort aber auch in anderen europäischen Ländern seit dem zum Einsatz. In Deutschland führte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erst 2019 eine umfangreiche Studie zu diesem Thema durch. Vier verschiedene Bewertungsmodelle wurden den befragten Personen vorgestellt. Der Nutri-Score schnitt mit deutlichem Vorsprung am besten ab. So fand das bunte Label im Herbst 2020 dann auch den Weg in deutsche Supermärkte und erfreute sich direkt großer Akzeptanz. Sowohl von Verbraucher*innen, aber auch aus Hersteller*innen Sicht.
Zwar ist die Verwendung des Labels nur auf freiwilliger Basis, wer jedoch vereinfachte Nähwerts-Kennzeichnungen auf seinen Produkten darstellen will, darf dies nur über den Nutri-Score abbilden. Außerdem muss nach spätestens zwei Jahren Umsetzungszeit die vollständige Produktpalette damit gekennzeichnet sein.
Der Nutri-Score ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch noch nicht das Ziel.
Grundlegend lässt sich sagen, dass so ein einfach verständliches Ampelsystem zu begrüßen ist. Ungesunde Ernährung ist nach wie vor eine der Hauptursachen für nicht-übertragbare Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Deshalb ist der Nutri-Score eben jetzt schon gut und wichtig, jedoch bringt er auch einige Nachteile mit sich, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Nachhaltigkeit spielt bei der Bewertung zum Beispiel keine Rolle. Die Produktion und eventuelle Umweltbelastung der Zutaten fließen nicht in den Score mit ein.
Um euch eine Übersicht zu geben, haben wir Vor- und Nachteile hier zusammengefasst:
Vorteile:
- Der Nutri-Score bietet eine schnelle und leicht verständliche Übersicht über Nährwerte und den gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels
- Der Nutri-Score ist einheitlich. Er bezieht sich immer auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels
- Der Nutri-Score kann dazu beitragen, dass Hersteller*innen ihre Rezepte und Produktzusammensetzungen verbessern
- Schafft ein größeres Bewusstsein für gesunde Ernährung in der Bevölkerung
Nachteile:
- Der Nutri-Score stellt keine Nährstoffe einzeln dar. Dadurch ist eine tatsächliche Einschätzung über den gesundheitlichen Wert des betreffenden Lebensmittels schwer
- Für Produkte, die unverarbeitet sind oder nur aus einer Zutat bestehen, ist der Nutri-Score nicht sinnvoll. Er eignet sich besser für stark verarbeitete Lebensmittel, die aus vielen Zutaten bestehen
- Er ist nicht zwangsläufig aussagekräftig. Ein hoher "negativer" Nährwert kann durch einen hohen "positiven" Wert ausgeglichen werden. So können also auch Produkte mit hohem Zuckergehalt einen grünen (also positiven) Score erhalten
Es ist ein Anfang
Die jetzt schon so große Akzeptanz des Nutri-Scores bei Hersteller*innen und Verbraucher*innen ist toll, jedoch ist es nur ein Anfang. Ein freiwilliges Label wie der Nutri-Score wird langfristig wenig Einfluss auf das Produktions- und Konsumverhalten haben.
Nur eine einheitliche und verpflichtende Regelung mit einem europaweit gültigen Label könnte nachhaltige Veränderung bringen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Einführung des Nutri-Scores ein toller Schritt in die richtige Richtung ist, jedoch nicht blind als Garant für gesundes Essen stehen sollte. Das eigene Verständnis über Ernährung sollte über ein solches Label hinausgehen. Die Nährwert-Tabelle bietet zum Beispiel genauere Informationen über die einzelnen Nährwerte eines Lebensmittels. Diese sollte in Kombination mit dem Nutri-Score verwendet werden, um eine verlässliche Aussage zu erhalten.
Quellen:
Titelbild: Santé publique France
Nutri-score. (2021, February 12). Retrieved March 06, 2021, from https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score_node.html
Publisher. (2021, February 12). Erweiterte nährwertkennzeichnung: Verbraucherinnen UND VERBRAUCHER wollen Nutri-Score. Retrieved March 06, 2021, from https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/naehrwertkennzeichnungs-modelle-nutriscore.html
Nutri-Score: Erweiterte Nährwertkennzeichnung JETZT ERLAUBT. (n.d.). Retrieved March 06, 2021, from https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/nutriscore-erweiterte-naehrwertkennzeichnung-jetzt-erlaubt-36561
was ist der nutri-score? Die vorteile & nachteile des neuen bewertungssystem für lebensmittel. (n.d.). Retrieved March 06, 2021, from https://www.nutrilovers.de/blogs/nutri-blog/nutri-score-vorteile-und-nachteile
Der nutri-score IST ENDLICH DA! (n.d.). Retrieved March 06, 2021, from https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/der-nutri-score-ist-endlich-da