Kokoserde: Die nachhaltige Alternative?

6. Sep. 2023

Kokoserde ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Sie bietet viele Vorteile für Pflanzen und Umwelt. Im Vergleich zu herkömmlicher Pflanzenerde ist sie sogar billiger, nachhaltiger und versorgt die Wurzeln optimal mit Luft, Wasser und Nährstoffen. Ein perfektes Gesamtpaket, oder?

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Fangen wir erst mal klein an: Was ist Kokoserde?

Genaugenommen ist Kokoserde keine Erde. Es sind gepresste Kokosfasern, die zu kompakten Ballen geformt werden. So besteht sie zu 100 % aus biologisch abbaubaren Fasern, die direkt aus der Schale der unreifen Kokosnuss stammen. Ein Kreislaufsystem, das seinesgleichen sucht.
Das sind aber noch nicht alle Vorteile, die die Kokoserde mit sich bringt. Da sie oftmals in getrockneter und gepresster Form verkauft wird, ist sie leicht und praktisch zu transportieren. Das Schleppen von 25 kg Erdsäcken ist Geschichte. Bei Kokoserde reicht es, den getrockneten Ballen zu Hause mit der entsprechenden Menge Wasser zu vermischen und anziehen zu lassen. So entsteht nach kurzer Zeit frische Kokoserde. Da die Fasern vor der Trocknung sterilisiert wurden, ist die Erde frei von Schädlingen oder Pilzen.

Photo by Nipanan Lifestyle / Unsplash

Unter allen Pflanzen ist die Kokosnuss bzw. die Kokospalme wohl eine der besten Überlebenskünstlerinnen. Anhand ihrer einzigartigen Zellstruktur, die besonders gut Wasser und Nährstoffe speichert, konnte die Kokosnuss sich an den kargsten Orten niederlassen und Wurzeln schlagen.

Doch ist Kokoserde wirklich eine nachhaltige Alternative zu herkömmlicher Pflanzenerde?

Im direkten Vergleich hat herkömmliche Erde eigentlich keine Chance gegen Kokoserde. Sie ist schwer, kann Nährstoffe nicht so gut speichern und hat eine schlechtere Wasserleitfähigkeit. Dies führt dann auch schneller zu Wurzelfäule, ein Problem, welches bei Kokoserde eher selten auftritt. Außerdem enthält herkömmliche Blumenerde oft Torf.

Torf ist ein organisches Sediment (Ablagerung), welches sich besonders gut zur Wasser- und pH-Regulierung von Erdböden eignet. Also eine wichtige Komponente für viele Gärtner*innen. Der Abbau ist jedoch nicht besonders umweltfreundlich: Da sich Torf nur unter aeroben (sauerstoffarmen) Bedingungen bilden kann, entsteht dieser fast ausschließlich in Mooren.
Durch den Abbau von Torf werden so große Mengen CO₂ freigesetzt und wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere zerstört.

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Und trotzdem schneidet die Kokoserde im Endeffekt wahrscheinlich schlechter ab. Denn die tropische Kokospalme wächst eben nicht bei uns um die Ecke.
Der Anbau von Kokospalmen ist ein waschechter Klimakiller. Für Kokosplantagen werden große Teile des Regenwaldes abgeholzt und Ökosysteme verschwinden unwiederbringlich. Damit aber nicht genug, auch die dort heimische Bevölkerung leidet stark. Diese wird vor Ort oft ausgebeutet und enteignet und den großen Profit streichen große Konzerne ein. Das tun sie aber nur, solange wir auch weiterhin danach verlangen. Denn wie so oft ist das Problem die hohe Nachfrage des Marktes. Durch den großen Bedarf an billigen pflanzlichen Ölen und Fetten entstehen solche Produktionsverhältnisse. Besonders diese planbaren, kostengünstigen und stabilen Monokulturen (z. B. Kokosplantagen) machen es der Industrie leicht, gut zu kalkulieren und die Preise nach unten zu drücken.

Photo by Sri Lanka / Unsplash

Es lohnt sich also wirklich, beim nächsten Einkauf mal die Inhaltslisten der Produkte zu checken und Produkte mit Palmöl/Palmfett zu vermeiden. Auch bei Kokoserde, die für manche Zimmerpflanze die einzige Rettung ist, lohnt es sich, auf Gepa- oder Fairtrade-Siegel zu achten. So lässt sich sicherstellen, dass zumindest die Arbeitsbedingungen fair und die Umwelt vielleicht nicht ganz so stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

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Wer bei herkömmlicher Pflanzenerde bleiben will, kann das ohne weiteres tun. Am besten eignet sich dafür natürlich ein hauseigener Kompost. Dieser "produziert" aus Garten- und Bioabfällen frische Erde. Wer auf gekaufte Erde zurückgreift, sollte darauf achten, Erde mit einem möglichst geringen Torf-Anteil zu kaufen.

Quellen:

Kokoserde - Für pflanzen und Moore. (n.d.). Retrieved February 19, 2021, from https://www.reportagen.de/reportagen/view/326/Kokoserde-Fuer-Pflanzen-und-Moore
6. Juli 2019von Melanie HagenauKategorien: Haushalt & Wohnen. (2020, July 08). Kokoserde: Wie sinnvoll ist Die exotische alternative für Erde? Retrieved February 19, 2021, from https://utopia.de/ratgeber/kokoserde-wie-sinnvoll-ist-die-exotische-alternative-fuer-erde/
Blumixx. (n.d.). Kokoserde - Die nachhaltige ALTERNATIVE. Retrieved February 19, 2021, from https://www.blumixx.de/magazin-praxis-tipps-kokoserde-die-nachhaltige-alternative
GEPA Kokoblock - Kokoserde als BLUMENERDE - ohne DÜNGER und Torf-frei " ecoco wiki. (2021, February 12). Retrieved February 19, 2021, from https://www.ecoco.bio/wiki/gepa-kokoblock-kokoserde-blumenerde-ohne-duenger-und-torf-frei/
Katharina. (2019, July 19). Kokoserde Statt blumenerde: Diese Pflanzen Lieben kokos. Retrieved February 19, 2021, from https://www.plantopedia.de/kokoserde/


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Tillmann Stickler

Wort-Jongleur mit dem Anspruch euch wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Artikel über den Planeten Erde, Landwirtschaft und Ernährung zu präsentieren.