Wie gesund ist vegane Ernährung?

6. Sep. 2023

Ist eine vegane Ernährung überhaupt gesund für uns? Und wie sieht es mit den positiven Auswirkungen für die Umwelt aus? Diese Fragen klären wir in diesem Artikel.

Vegane Ernährung, das bedeutet auf den Verzehr von tierischen Produkten zu verzichten. Für viele Menschen wäre dieser Schritt unvorstellbar.
Schnell werden Veganer*innen als "extrem" und "radikal" abgestempelt. Von Kritiker*innen wird immer wieder behauptet, dass ein veganer Lebensstil zu Mangelernährung führt.
Dabei stimmt das so nicht. Menschen, die sich vegan ernähren, leben sogar meist gesünder. Einmal fallen viele verarbeitete Lebensmittel aufgrund der Inhaltsstoffe für sie weg, oftmals geht mit der Entscheidung vegan zu leben, aber auch ein generell bewussterer und gesünderer Lebensstil einher.

Zwar kommen einige Nährstoffe ausschließlich oder häufiger in tierischen Lebensmitteln vor, diese können aber durch pflanzliche Alternativen oder Nahrungsergänzungsmittel zugesetzt werden.

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Photo by Robert Bye / Unsplash

Ist vegan jetzt also gesünder oder nicht?

Diese Aussage wollen und können wir so nicht treffen. Das liegt zum einen daran, dass der Effekt einer veganen Ernährungsweise auf den menschlichen Körper noch nicht gut genug erforscht ist, aber eben auch, dass Veganer*innen meist gesünder und bewusster leben.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) fand heraus, dass Veganer*innen ein geringeres Risiko für Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes aufwiesen. Außerdem kann eine rein pflanzliche Ernährung den Cholesterinspiegel im Blut senken und so Herzkrankheiten vorbeugen. Doch den meisten Veganer*innen geht es bei ihrer Ernährung nicht primär um die eigene Gesundheit, sondern vielmehr um die des Planeten und die Tierhaltung.
Viele der Fleischersatzprodukte im Supermarkt sind nicht besonders gesund. Durch künstliche Zusatz- und Aromastoffe wird versucht, die Konsistenz und den Geschmack des Fleisches zu imitieren.
Trotzdem gilt: Entscheide ich mich für ein veganes Fertigprodukt, so esse ich vielleicht nichts Gesundes, aber ich schädige die Umwelt in deutlich geringerem Maße.

Denn neben der eigenen Gesundheit spielt auch die Klimabilanz der Fleischindustrie eine große Rolle. Für die Massentierhaltung werden hektarweise Regenwälder gerodet und tonnenweise klimaschädliche Gase in die Atmosphäre entlassen.

Aber würde es dann nicht ausreichen, wenn ich mich vegetarisch ernähre?

Leider nicht, denn neben der Schlachtung von Tieren zum Verzehr von Fleisch gibt es noch diverse andere Gründe, weshalb Tiere für unsere Ernährung sterben.  
So wird auf Geflügel- und Eierfarmen zumeist nur die Henne großgezogen, da diese die Eier legt. Um Platz und Kosten zu sparen, werden die männlichen Küken oft direkt getötet. Auch in der Milchproduktion läuft das nicht viel anders. Nur weibliche Kälber werden zu Milchkühen großgezogen, die männlichen Nachkommen werden dann oftmals als Kalb geschlachtet und zu Fleisch verarbeitet. Von den oft grausamen Haltungsbedingungen und dem damit einhergehenden Stress für die Tiere ganz zu schweigen.

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Doch auch wenn es um den Verbrauch von Ressourcen geht, hat eine vegane Ernährungsweise die Nase vorn. Eine Pflanze braucht zwar auch Wasser und Pflege, bis sie reif ist und geerntet werden kann, das steht jedoch in keinem Verhältnis zu Tierprodukten. Ein Tier muss über Jahre hinweg aufwachsen, gefüttert und gepflegt werden, bis es schließlich geschlachtet und verarbeitet werden kann.

"Klimaretter Ernährungsstil" R. Grießhammer: #klimaretten, Lambertus Verlag 2019

Aber wird für Soja nicht auch der Regenwald abgeholzt?

Zugegeben, Soja ist definitiv nicht immer ökologisch. Für den Anbau werden in Südamerika ebenfalls große Teile des Regenwaldes gerodet. Auch in Deutschland stammen 80 % des für Futter verwendet Soja aus Südamerika.  
Was jedoch auch klar ist, ist das 98 % dieses Soja als Futtermittel für die Massentierhaltung verwendet wird.
Nur 2 % des weltweit produzierten Soja werden zu Lebensmittel für Menschen verarbeitet. Dieser stammt dann aber in der Regel aus Europa, Bio-Soja sogar oftmals aus Deutschland. So ist die Massentierhaltung doppelt schädlich für die Umwelt.

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Aber eine vegane Ernährung macht dich nicht automatisch nachhaltig. Auch hier gibt es einiges zu beachten. Wer Obst und Gemüse beispielsweise außerhalb der Saison kauft, sorgt so für mehr CO²-Emission. Gerade Avocados oder Chiasamen werden von weit weg importiert. Auch als Veganer*in sollte also darauf geachtet werden, möglichst saisonal und regional einzukaufen. Trotzdem lässt sich ein Kilogramm Avocados immer noch mit besserem Gewissen verzehren als ein Kilogramm Fleisch.

Sojabohnen - Photo by Shelley Pauls / Unsplash

Könnten wir mit veganer Ernährung alle Menschen der Erde sattbekommen?

Darüber eine finale Aussage zu treffen ist schwer.
Jedoch steigt der Verbrauch von tierischen Produkten seit Jahren an und verschlingt so Unmengen an Wasser und anderen Ressourcen. Auch die Verfügbarkeit von freier Ackerfläche wird immer knapper.
Mit einem Umschwung auf hauptsächlich vegane Ernährung würde der Verbrauch an Ressourcen schlagartig abnehmen. Auch Anbaufläche für Getreide, Obst und Gemüse wäre wieder in großer Menge verfügbar.


Es lässt sich abschließend also festhalten, dass eine vegane Ernährung definitiv einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt hat. Das Stigma oder die Vorurteile gegenüber veganen Menschen ist gesellschaftlich noch immer zu hoch. Deshalb muss sich die Einstellung zu unserer Nahrung ändern. Ob Nudeln mit Tomatensoße oder ein leckeres Kokos-Curry, viele Leibgerichte sind schon vegan, nur nehmen wir das nicht wahr!

Für viele Menschen existieren diese unterschiedlichen Ernährungsweisen in klar und sauber getrennten Gruppen. Ein Fehltritt wird nicht toleriert.  
Dabei müssen es ja nicht immer 100 % sein. Wenn wir uns dazu entscheiden würden, auch nur einen Tag in der Woche komplett vegan zu leben, würde es schon einen großen Unterschied machen.  
Abschließend können wir nur empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Dabei würden viele erkennen, dass vegane Ernährung auch sehr lecker und wohltuend sein kann. Außerdem finden wir es toll, dass dieser “Verzicht” uns sensibler für Inhaltsstoffe und verarbeitete Lebensmittel gemacht hat.

Quellen:

Vegane Ernährung. (n.d.). Retrieved January 30, 2021, from https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/dge-position/vegane-ernaehrung/
Vegan gesund • Albert Schweitzer Stiftung. (n.d.). Retrieved January 30, 2021, from https://albert-schweitzer-stiftung.de/themen/vegan-gesund
Utopia.de. (2020, October 06). Studie: So viel Treibhausgas sparen Veganer*innen ein. Retrieved January 30, 2021, from https://utopia.de/vegan-treibhausgase-co2-137342/
Klimachecker Ernährung. (2020, July 22). Retrieved January 30, 2021, from https://www.klimaretten.org/klimachecker-ernaehrung/
Glücklich und gesund: Vegane Ernährung hat viele Vorteile! (n.d.). Retrieved January 30, 2021, from https://vegawatt.de/vegan-leben/gluecklich-und-gesund-vegane-ernaehrung-hat-viele-vorteile
Ausgewählte Fragen und Antworten zu veganer Ernährung. (n.d.). Retrieved January 30, 2021, from https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vegane-ernaehrung/
8. April 2019von Enya UnkartKategorien: Ernährung. (2020, July 15). Vegane Ernährung: Vorteile, Regeln und was du beachten musst. Retrieved January 30, 2021, from https://utopia.de/ratgeber/vegane-ernaehrung-vorteile-regeln-und-was-du-beachten-musst/

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Tillmann Stickler

Wort-Jongleur mit dem Anspruch euch wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Artikel über den Planeten Erde, Landwirtschaft und Ernährung zu präsentieren.