Wie Feinstaub unsere Städte erstickt

6. Sep. 2023

Nahezu alle Metropolregionen der Erde leiden unter einem gemeinsamen Problem: Feinstaub. Zwar nehmen die Emissionen seit über einem Jahrzehnt stetig ab, die Konzentration in den Innenstädten ist trotzdem noch zu hoch. Es muss weiterhin daran gearbeitet werden, die Feinstaubbelastung urbaner Ballungsräume zu reduzieren.

Feinstaub Jahreswerte PM2,5 (2010-2018) Quelle: Umweltbundesamt

Doch was ist eigentlich Feinstaub und wie entsteht er?

Als Feinstaub wird ein Gemisch aus festen und flüssigen Partikeln in der Luft bezeichnet. Er ist Teil des Schwebstaubs, Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine Weile in der Luft schweben.

Feinstaub kann primär emittiert, aber auch sekundär gebildet werden. Primärer Feinstaub entsteht dabei direkt an der Quelle, zum Beispiel bei Verbrennungsprozessen oder Reifenabrieb von Pkws. Sekundär gebildeter Feinstaub wird aus gasförmigen Vorläufersubstanzen wie Schwefel- oder Stickoxiden gebildet. Auch Ammoniak dient als Vorläufersubstanz zur Bildung von Feinstaub. Dieser wird hauptsächlich in der Tierhaltung und Landwirtschaft freigesetzt.
Die höchsten Feinstaubbelastungen treten so also an Orten auf, die durch ein hohes Verkehrsaufkommen, hohe Bebauung oder industrielle Prozesse geprägt sind. Oftmals urbane Ballungsräume.

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Dabei wird der Feinstaub in drei Gruppen eingeteilt. Abhängig von der Größe der Partikel haben diese unterschiedlich starke Auswirkung auf die menschliche Gesundheit. (PM = Particulate Matter)

  • PM10, Partikel mit einem Durchmesser bis maximal 10 µm,
    können beim Menschen in die Nasenhöhle gelangen
  • PM2,5, Partikel mit einem Durchmesser bis maximal 2,5 µm, können bis in die Bronchien und Lungenbläschen gelangen
  • PM0,1, Partikel mit einem Durchmesser bis maximal 0,1 µm, können bis ins Lungengewebe und den Blutkreislauf gelangen

Die Gesundheitsrisiken sind divers. Von Reizungen der Schleimhaut und Entzündungen der Bronchien bis hin zu verstärkter Plaque-Bildung in den Blutgefäßen sowie erhöhter Wahrscheinlichkeit für Thrombose kann Feinstaub alles bewirken. Außerdem können sich auf der Oberfläche der Feinstaubpartikel Schwermetalle und andere Schadstoffe festsetzen und so in den menschlichen Organismus gelangen. Laut WHO gibt es bei Feinstaub keine Untergrenze einer Konzentration, ab welcher Feinstaub nicht mehr schädlich ist. So ist nicht nur eine kurzzeitige, starke Exposition gesundheitsschädlich, sondern auch gerade die Langzeitbelastung bei geringer Dosis.

Feinstaub sollte also, so gut es geht, vermieden und reduziert werden.

Feinstaub Jahreswerte PM2,5 (2000-2018) Quelle: Umweltbundesamt

Was tun gegen Feinstaub?

In Deutschland gibt es aktuell ca. 450 Messstationen für Feinstaub. Seit 2005 wurden europaweit Grenzwerte für PM10 Feinstaub festgelegt. Das Jahresmittel (pro Tag) liegt hier bei 40 µg/m³. 2008 kam zudem ein Grenzwert für PM2,5 hinzu. Hier darf ein Jahresdurchschnitt von 25 µg/m³ am Tag nicht überschritten werden.

Wie Unternehmen versuchen, ihren CO²-Fußabdruck zu verkleinern, erfahrt ihr hier.

Neben den Grenzwerten für PM2,5 wurden 2008 auch die Umweltzonen für Kraftfahrzeuge in Deutschland eingerichtet. Dies hat seitdem die Feinstaubemissionen innerhalb der Zonen deutlich reduziert.

Und nicht nur die Umweltzonen, auch die Festlegung der Grenzwerte für Feinstaubbelastung haben bereits Wirkung gezeigt!  
Seit der Einführung der Feinstaubgrenzwerte wurden die Maximalwerte nicht mehr überschritten.
Allerdings sind dies keine Lorbeeren, auf denen wir uns ausruhen sollten. Die Feinstaubbelastung in urbanen Räumen ist immer noch deutlich zu hoch und beeinträchtigt die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen.
Wir scheinen jedoch auf einem guten Weg zu sein, Lösungen für den Feinstaub zu finden.

Falls auch ihr eure Feinstaubemission im Alltag reduzieren wollt, hier ein paar Tipps:

  • Fahrt weniger alleine mit dem Auto bildet Fahrgemeinschaften und nutzt den Platz im Auto so gut es geht.
  • Anstelle des Autos, das Fahrrad oder ÖPNV nutzen oder einfach zu Fuß gehen.
  • Bei Fahrten mit dem Auto die Geschwindigkeit reduzieren. Hohe Geschwindigkeiten erhöhen den Reifenabrieb.
  • Alte Fahrzeuge mit Partikelfiltern nachrüsten. Bei Neuwagen auf geringe Feinstaubemissionen und Kraftstoffverbrauch achten.
  • Heimische Kaminfeuer vermeiden, wenn keine Abgasreinigung vorhanden ist. Für das Feuer nur unbehandeltes und trockenes Holz verwenden.
  • Moderne Heizungstechnik verwenden und das Eigenheim gut Dämmen.
  • Erneuerbare Energien nutzen.
  • Fleischkonsum reduzieren und so die Ammoniakemission verringern.
  • Auf Silvesterfeuerwerk verzichten.

Quellen:

Ambient (outdoor) air pollution. (n.d.). Retrieved January 23, 2021, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/ambient-(outdoor)-air-quality-and-health
Feinstaub. (n.d.). Retrieved January 23, 2021, from https://www.bmu.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit-und-umwelt/luftreinhaltung/feinstaub/
Muschack, S. (2013, September 04). Was ist Feinstaub? Retrieved January 23, 2021, from https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/was-ist-feinstaub
Tom, Helmut, Nico, Anonym, & Hermann. (2019, December 02). Warum Feinstaub so gefährlich ist. Retrieved January 23, 2021, from https://www.quarks.de/gesundheit/warum-feinstaub-so-gefaehrlich-ist/
Systemadmin_Umwelt. (2012, May 25). Feinstaub. Retrieved January 23, 2021, from https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe-im-ueberblick/feinstaub

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Tillmann Stickler

Wort-Jongleur mit dem Anspruch euch wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Artikel über den Planeten Erde, Landwirtschaft und Ernährung zu präsentieren.