Fasten

Gesundheit 6. Sep. 2023

Wie manchmal nichts essen, dein Leben verlängern kann

Fasten ist ein Thema, das sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreute. Diäten, Fitness oder Gesundheit, in vielen Bereichen hört man davon.

Dabei ist das Fasten schon viel länger ein relevantes Thema. Schon vor dem Beginn unserer Kalender, außerhalb von Religion und Pflicht, in Zeiten der Jäger*innen und Sammler*innen, wurde gefastet. Nicht aus gesundheitlichen Gründen, vielmehr, weil es nicht anders ging.
Unsere frühen Vorfahr*innen lebten in weitläufigen Steppen mit teilweise karger Landschaft, welche nicht immer ausreichend Nahrung lieferte. Somit war der Mensch und sein Körper dazu gezwungen sich ans Fasten anzupassen, etwas, das sich bis heute nicht geändert hat.

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Kann man also sagen, dass es allen Menschen guttun würde zu fasten?

Grundlegend lässt sich festhalten, dass es den meisten wahrscheinlich nicht schaden würde. Verallgemeinern lässt es sich jedoch nicht. Unser Körper hat sich über die Jahrtausende auch etwas verändert oder besser gesagt, an die dauerhafte Verfügbarkeit von Nahrung gewöhnt. Deshalb ist es kein leichtes Unterfangen, unseren Körper zu entwöhnen. Hierbei sollte individuell für sich der richtige Weg gefunden werden.

In der Medizin ist das Fasten seit langem eine wissenschaftlich anerkannte Methode gegen Bluthochdruck, Rheuma oder Migräne. Neuerdings erforscht man auch in der Krebstherapie mit Fasten mögliche neue Therapien. Fasten Krebspatient*innen zum Beispiel parallel zu ihrer Chemotherapie, so lässt sich feststellen, dass die Medikamente weniger Nebenwirkungen zeigen und die Reha, nach erfolgreichem bekämpften Krebs, deutlich schneller und unproblematischer verläuft.

Dies liegt daran, dass gesunde Zellen während des Fastens eine höhere Resistenz gegenüber Medikamenten und deren Nebenwirkungen aufweisen, während Tumorzellen im Gegensatz für genau diese empfindlicher sind.

Somit können wir sagen, dass eine gelegentliche Fasten-Kur, das Immunsystem langfristig stärken kann.

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Was genau passiert beim Fasten in meinem Körper?

Für gewöhnlich gewinnt der Körper seine Energie durch den Abbau von Glukose, ein Einfachzucker, der sehr leicht zu verstoffwechseln ist. Der Nachteil hierbei: die Glukose ist schnell verbrannt und somit wird ständig Nachschub benötigt.
Stoppt man die Glukose Zufuhr nun komplett, müssen alternative Energieträger gefunden werden.

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Hierbei bedient sich der Körper zunächst an Eiweißen und schließlich an eingelagerten Fettzellen. Beides Stoffe, die für den Körper aufwendiger zu spalten sind und deshalb eigentlich als Notreserve dienen.

Viele Menschen, die mit dem Fasten beginnen oder ihre Ernährung umstellen, verspüren in der Anfangsphase einen starken Kraft- und Konzentrationsverlust. Außerdem können Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten.
All das ist das Resultat der fehlenden Glukose, sozusagen durch den kalten Entzug. Um dieses Defizit auszugleichen, beginnt der Körper in der Regel schon nach einem Tag damit, alternative Energieträger, also Eiweiße und Fette, zu spalten. Diese sind im Verhältnis zur Glukose deutlich energiedichter, weshalb mit der Umstellung des Stoffwechsels oft ein Energieschub einhergeht.

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Fasten auf molekularer Ebene, was passiert in meinen Zellen?

Beim Spalten von Fettzellen werden Fettsäuren frei, welche einen wichtigen Teil zur alternativen Energieversorgung beitragen. Aus den Fettsäuren werden nämlich Ketone gebildet, welche im Körper als Glukose-Ersatz dienen.

Doch Fasten hat nicht nur auf große Makromoleküle und den Stoffwechselkreislauf einen Einfluss. Schaut man etwas genauer hin, so kann man sehen, dass auch intrazellulär (also im Inneren einer Zelle) etwas passiert. 2018 untersuchten Wissenschaftler*innen der Universität zu Rom den Zusammenhang einer fettreichen Diät und der mitochondrialen Aktivität sowie der frühzeitigen Alterung von Hautzellen.

Sie stellten fest, dass ein zeitlich kontrolliertes Fasten, also Intervall-Fasten, die mitochondriale und enzymatische Aktivität in der Zelle positiv beeinflusste und so zur Langlebigkeit derselben beitrug. Genauer gesagt wirkte das Fasten positiv auf die Neubildung und den Abbau von Zellorganellen, eine Notwendigkeit für die Effizienz und Gesundheit unserer Zellen.

Sind unsere Zellen gesund, so ist auch der Körper und dessen Organe gesund.

Beim Fasten kommt es wie bei  jeder Ernährungsform stark darauf an, wie gut man sich selbst damit fühlt. Was für eine Person wunderbar funktioniert, kann für die Andere unerträglich sein, weshalb es  sehr wichtig ist, seinen eigenen Weg zu finden.
In der einen oder anderen Form ist Fasten jedoch für alle gesunden Menschen etwas Gutes und sollte zumindest mal ausprobiert werden.

Quellen:

Lettieri-Barbato, D., Cannata, S., Casagrande, V., Ciriolo, M., & Aquilano, K. (2018, May 9). Time-controlled fasting prevents aging-like mitochondrial changes induced by persistent dietary fat overload in skeletal muscle. Retrieved December 10, 2020, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5942780/
De Groot, S., Pijl, H., Van der Hoeven, J., & Kroep, J. (2019, May 22). Effects of short-term fasting on cancer treatment. Retrieved December 10, 2020, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6530042/

(Coverphoto by Paweł Czerwiński on Unsplash)

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Tillmann Stickler

Wort-Jongleur mit dem Anspruch euch wissenschaftlich fundierte, aber verständliche Artikel über den Planeten Erde, Landwirtschaft und Ernährung zu präsentieren.