Wer kann sich eine nachhaltige Ernährung noch leisten?

Seit dem Krieg in der Ukraine steigen die Preise für Grundnahrungsmittel stark. Schon davor war es schwierig, ärmere Teile des Planeten mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Durch die Klimakrise werden Preise für Lebensmittel wahrscheinlich weiter steigen. Wer kann sich jetzt überhaupt noch eine nachhaltige Ernährung leisten?

Der Preis von Weizen hat sich auf dem globalen Markt in den letzten Monaten mehr als verdoppelt. Sonnenblumenöl hat sich sogar im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.

Schuld daran ist unter anderem der Angriffskrieg auf die Ukraine. In 2021 betrug die Ernte von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine 106,4 Millionen Tonnen. Dabei bedient die Ukraine z.B. mehr als 10 % der Nachfrage von Getreide aus Ägypten.

Wissenschaftler*innen haben bereits in der Vergangenheit vorausgesagt, dass durch die Klimakrise es zu Engpässen in der Versorgung kommen kann. Extremwetterereignisse und höhere Temperaturen haben einen negativen Effekt auf das Volumen der Ernten. Die Hitzewelle in Indien hat die dortige Regierung bereits veranlasst, ein Exportverbot auf Getreide zu verhängen.

Mit der Planetary Health Diet hat die EAT-Lancet Kommission 2019 ein Konzept für eine weltweite Ernährung vorgelegt, mit der wir gesund leben, 10 Milliarden Menschen ernähren und die Klimakrise in den Griff kriegen können. Das Konzept haben wir bereits im folgenden Artikel vorgestellt.

Was ist die Planetary Health Diet?
Die Gesundheit der Erde und der Menschheit geht und alle was an. Die EAT-Lancet-Commission hat einen Bericht veröffentlicht, wie wir in Zukunft weiterhin gesund leben können.

Bereits bei der Veröffentlichung wurde kritisiert, dass sich ein Großteil der Weltbevölkerung diese Ernährung nicht leisten kann. Eine Analyse von Hirvonen et at. hat gezeigt, dass diese selbst mit den Lebensmittelpreisen von 2011 für 1,58 Milliarden Menschen nicht bezahlbar ist. In dieser Analyse von 2019 waren die Haupttreiber der Kosten Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse, Fleisch, Eier und Fisch als auch Milchprodukte. Getreide als auch Öle gehörten in dieser Analyse zu den kleinsten Beiträgen zu den Kosten. Trotzdem machen sie einen großen Anteil der Planetary Health Diet aus. Mit einem Anteil von Getreide von 32,4 % und von 18 % für Fette machen die Kategorien, deren Preise dieses Jahr besonders gestiegen sind, mehr als 50 % des globalen Ernährungsplans aus. Es ist also nicht weit hergeholt, davon auszugehen, dass inzwischen erheblich mehr Menschen sich diese Ernährung nicht leisten können.

Im Mai ist der „Global Report on Food Crises” des Global Network Against Food Crises erschienen. Nach diesem Bericht waren 2021 etwa 193 Millionen Menschen von akutem Hunger auf Krisenniveau oder schlimmer betroffen. Dieser traurige Höchststand kann dieses Jahr wieder überboten werden.

Deutschland droht kein Engpass bei der Versorgung. Doch das heißt nicht, dass hier Menschen nicht von den steigenden Lebensmittelpreisen betroffen sind. Besonders Menschen, die auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, haben ein knapp kalkuliertes Budget, welches bereits im Alltag kaum zum Leben reicht. Höhere Lebensmittelpreise müssen dann woanders eingespart werden.

Dabei trägt die Art und Weise, wie wir uns aktuell ernähren, auch zu dem Problem bei. 60 % aller Getreidearten werden laut Martin Hofstetter von Greenpeace als Tierfutter benutzt. Wenn 10 % weniger Tiere in Europa gezüchtet werden würden, wären dadurch die gesamten Getreide-Exportausfälle aus der Ukraine ersetzt.

Wenn also die Krise dieses Jahr etwas zeigt, dann ist es, dass wir das Problem der weltweiten Nahrungsmittelversorgung dynamisch angehen müssen. Bereits jetzt können sich viele Menschen die Planetary Health Diet nicht leisten. Ernten können durch das Wetter als auch andere Krisen unterschiedlich ausfallen und die Nachfrage muss sich entsprechend anpassen.

Auch neue Technologien, wie zum Beispiel Hydrokulturen und vertikale Landwirtschaft können dazu beitragen, die Nahrungsmittelversorgung krisenfester zu machen. Diese Technologien sorgen dafür, dass die Lebensmittelproduktion nicht mehr so stark vom Wetter abhängt, da Pflanzen in dafür vorgesehenen Einrichtungen mit LEDs und Wasserpumpen versorgt werden. Diese Technologien sind aber aktuell noch kaum profitabel und mehr Investitionen müssen getätigt werden.

Wir von gustar.io versuchen, mit unserer App gustar.io Rezeptsuche es Menschen einfacher zu machen, sich nachhaltig zu ernähren. Dabei orientieren wir uns aktuell noch an dem starren Entwurf der Planetary Health Diet. Auch wir müssen gerade lernen, dass dies nicht ausreicht und wir werden versuchen, an unserer Technologie zu arbeiten, damit sie sich dynamischer an den Preisen und der Verfügbarkeit lokaler Agrarprodukte anpasst.

Quellen:

Ukraine: Millionen Tonnen Getreide blockiert - und die Welt hungert

Climate Impacts on Agriculture and Food Supply

Affordability of the EAT–Lancet reference diet: a global analysis

Jahresbericht zu Ernährungskrisen: Akuter Hunger auf Höchststand | World Food Programme