Wie klimaschädlich sind Avocados?

Avocados zieren nun schon viele Jahre unsere Supermarktregale. Sie gehören so zu sagen schon zur Grundausstattung und sind für viele Menschen gar keine Besonderheit mehr. Doch der Boom der leckeren Beere bringt auch Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Durch den Import entsteht massenhaft CO₂ und der Wasserverbrauch ist immens. Ob das wirklich so ist oder die Avocado vielleicht doch besser ist als ihr Ruf, haben wir uns mal genauer angeschaut.

Ursprünglich stammt die Avocado aus Mittelamerika und wurde von spanischen Konquistadoren nach Europa gebracht. Heutzutage wird sie in vielen tropischen und subtropischen Standorten auf der ganzen Welt angebaut. Seit den 1990er-Jahren hat der Avocado-Konsum in Europa stark zugenommen. In den letzten 10 Jahren jedoch war der Boom so groß wie nie. Zwischen 2008 und 2018 hat sich die Importmenge von Avocados fast verfünffacht, von 19.000 Tonnen (2008) auf 94.000 Tonnen (2018). (Quelle: Statista)

Quelle: Statista

Stellen wir uns zunächst einmal die Frage, ob die Avocado diesen Hype überhaupt verdient hat. Steck wirklich so viel Gutes in der Superfrucht?
Auf den ersten Blick klingen die Nährwerte der Avocado gar nicht so super. Knapp 15 Gramm Fett pro 100 Gramm, das ist wirklich viel. Doch es gibt Entwarnung. Nicht alles, was viel Fett enthält, ist auch ungesund. Tatsächlich sind es genau die in der Avocado enthaltenen Fette, die sie besonders gesund machen. Bei den Fetten handelt es sich nämlich um hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren, unter ihnen auch Omega-3-Fettsäuren, welche nur selten in Gemüse und Obst vorkommen.
Neben den Fettsäuren enthält die Avocado aber auch einiges an Vitaminen und essenziellen Aminosäuren.
Das bringt uns zu dem Schluss, dass die Avocado ihren Ruf als Superfrucht definitiv verdient hat, zumindest dem Nährwert nach zu urteilen.

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Doch wie gesund ist die Avocado für die Umwelt?

Wie vorhin schon betont, zeigt die steigende Nachfrage nach Avocados mehr und mehr Auswirkung auf die Umwelt. Dabei spielt natürlich der Import der Frucht eine große Rolle. Da Avocados am besten in (sub-)tropischen Klimazonen wachsen, stammen die in Deutschland angebotenen Avocados meist aus Peru, Chile, Mexiko oder Südafrika. Der lange Transportweg schlägt in puncto Klimabilanz gleich doppelt zu Buche. Einmal wird durch den weiten Importweg viel CO₂ emittiert, zusätzlich müssen die Früchte noch gekühlt werden, damit sie hier nicht verdorben ankommen. Das steigert die Menge an freigesetztem CO₂ zusätzlich.

Photo by Wimber Cancho / Unsplash

Sind Avocados aus Spanien besser als Importe aus den Tropen?

Leider nicht zwangsläufig. Zwar gibt es in Spanien auch Genossenschaften, die für einen nachhaltigen und fairen Anbau der Frucht sorgen, in der Klimabilanz schneiden konventionelle spanische Avocados jedoch gar nicht so gut ab. Durch die sehr trockene Landschaft muss dort extra viel Wasser zugeführt werden. Die Dominikanische Republik hingegen bietet, wie viele Länder in Mittelamerika, von Natur aus fast perfekte Anbaubedingungen für die Avocado, und es muss kaum zusätzlich gewässert werden. So gleichen sich die CO₂-Bilanzen beider Produktionsstätten aus, die Avocado aus Spanien sorgt jedoch zusätzlich für Wasserknappheit in der Region. Denn der Wasserverbrauch eines Avocadobaums ist nicht zu unterschätzen. Pro Tag benötigt dieser rund 50 Liter Wasser. Ein Gut, das in den heißen und trockenen Anbauländern meist sowieso schon rar ist. Laut Schätzungen der Verbraucherzentrale summiert sich der Wasserbedarf für 1 kg Avocados so auf gut 1000 - 2000 Liter. Da das Wasser oft aus illegal selbst gebauten Brunnen gefördert wird, gelangen oftmals auch Schadstoffe aus dem Boden in das Wasser.
Das ist sehr schade, da die Avocado eigentlich eine sehr robuste und anspruchslose Pflanze ist, die ohne Pestizide auskommt. Durch die schlechte Wasserqualität gelangen aber doch Spuren von Schadstoffen in die Frucht.

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Die Probleme der Avocado hören bei der Umwelt aber noch nicht auf:
In vielen Produktionsländern sorgt der Anbau für soziale Spannungen und Kriminalität. In Mexiko beispielsweise gehören 80 % der Wälder Dorfgemeinschaften. Da Anbauflächen jedoch rarer und rarer werden, kommt es vermehrt zu illegalen Abholzungen und Rodungen ganzer Waldflächen. Andern Orts werden die Landwirt*innen von Mitgliedern organisierter Banden um Schutzgeld erpresst oder ausgeraubt.
Gerade deshalb empfiehlt es sich, beim Kauf von Avocados auf Fairtrade- und Bio-Siegel zu achten. Diese Früchte stammen meist aus Kooperativen, das sind Verbände, die kleine Betriebe und Landwirt*innen unterstützen und für faire Preise und Arbeitsbedingungen sorgen.

Kann ich nun mit gutem Gewissen Avocados essen, oder nicht?

Nach all den schlechten Nachrichten über Avocados stellt sich diese Frage schon fast gar nicht mehr, oder?
Ganz im Gegenteil. Die Avocado hat ihren Platz, und das ist vollkommen okay so! Denn anders als viele Frucht- oder Gemüsesorten wird die Avocado oft als Fleischersatz oder als Alternative zu Tierprodukten verwendet.
Gerade von Menschen, die Fleisch essen, müssen sich Veganer*innen und Vegetarier*innen oft Kritik über die Avocado anhören. Dabei ist diese im Vergleich zu allen Tierprodukten nicht hinreichend.

Wie so oft ist dabei ein Blick auf die Fakten hilfreich.
100 Gramm Avocado verursachen laut dem CO₂-Rechner des ifeu, 0,05 kg CO₂-Äquivalente. Die gleiche Menge an Eiern sorgt für 0,20 kg, ein 100 Gramm Hamburger-Patty, 0,81 kg und 100 Gramm Butter sogar 0,92 kg CO₂Äquivalente. Als Ersatzprodukt zu tierischen Lebensmitteln kann die Avocado also punkten.
Dieser Vergleich hinkt natürlich ein wenig. Die Nährwerte von 100 Gramm Avocado und der gleichen Menge Ei oder Fleisch unterscheiden sich natürlich. Jedoch wollten wir mit dem Vergleich darauf aufmerksam machen, dass viele für uns alltägliche Lebensmittel deutlich Klima-belastender sind. Vom Wasserverbrauch ganz zu schweigen. Zwar ist die Avocado keine sparsame Pflanze, wenn es ums Wasser geht, im Vergleich zu einem Kilogramm Fleisch jedoch um Längen nachhaltiger.

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Das führt uns zu dem Fazit, dass die Avocado eine tolle Alternative zu Tierprodukten ist. Sie sollte keinesfalls täglich auf dem Teller landen und am besten auch anstelle von und nicht zusätzlich zu Tierprodukten verzehrt werden.
Wenn die Avocado also auf eurer Einkaufsliste landet, dann sollte sie aus nachhaltigem Anbau mit fairen Arbeitsbedingungen stammen (Bio oder Fairtrade). Auch beim Ursprungsland lohnt es sich, einen Blick zu riskieren.

Quellen:

Sind avocados Im ANBAU WASSERVERSCHWENDER? (n.d.). Retrieved March 26, 2021, from https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/sind-avocados-im-anbau-wasserverschwender-10327
Sylvia, Patsy, Sabine, Smarticular.net, Nado, Simon, . . . Ulrike. (2020, November 05). Warum die Avocado besser ist Als Ihr ruf. Retrieved March 26, 2021, from https://www.smarticular.net/avocado-kritik-umweltbilanz-wasserverbrauch-nachhaltig/
Seifert, J., & Tookapic. (2020, July 29). Nachhaltigkeit Bei Avocados – ist das Möglich? Umweltnetz. Retrieved March 26, 2021, from https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/ressourcen/3548-nachhaltigkeit-bei-avocados-%E2%80%93-ist-das-m%C3%B6glich.html
Lebensmittel: Avocados. (n.d.). Retrieved March 26, 2021, from https://www.oekoside.de/oeko/lebensmittel-avocados.php
9. Februar 2021von Andreas WintererKategorien: Ernährung. (2021, March 09). Ökosünde: Darf MAN Avocados NOCH KAUFEN – oder Lieber nicht? Retrieved March 26, 2021, from https://utopia.de/ratgeber/avocado/
Spiegel, D. (2016, August 29). Mexiko: Avocado-Boom FÜHRT Zu ILLEGALER ABHOLZUNG. Retrieved March 26, 2021, from https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/mexiko-avocado-boom-fuehrt-zu-illegaler-abholzung-a-1109872.html